Evangelische Dorfkirche Kursdorf

Kursdorf ist eine idyllisch gelegene Ortschaft am westlichen Rand von Sachsen, sorgsam umschlossen von den beiden Start- und Landebahnen des Flughafens Leipzig-Halle, einer ICE-Strecke und dem Schkeuditzer Autobahnkreuz. Eben wegen dieser Lage sind die Einwohner von Kursdorf in den Stadteil Schkeuditz-Altscherbitz umgesiedelt. Trotz alledem werden auch heute noch zu den hohen Festtagen Gottesdienste gefeiert sowie Konzerte und Kunstprojekte in dieser wundervollen kleinen Wehrkirche veranstaltet.

So beschreiben die Kursdorfer, wohl mit einem Schuss Selbstironie, die Lage ihres Ortes – einerseits am Rande der Welt, andererseits im „Tor zur Welt“. Und tatsächlich ist Kursdorf der wohl einzige Ort in ganz Deutschland, der mitten in einem Flughafen liegt.

Manchen Unbilden – dem Dreißigjährigen Krieg und zwei Weltkriegen – haben die Kursdorfer im Verlauf der langen Geschichte ihres Ortes getrotzt. In den letzten Jahren hat die Mehrzahl der Einwohner den Ort verlassen. 

„Im Laufe der kommenden Jahre wird ein Kleinbus ausreichend sein, um alle Einwohner unterzubringen“, sind die verbliebenen Kursdorfer überzeugt.

Die einzige Konstante in diesem rasanten Wandel ist die romanische Kirche am Westende des Ortes. Dieses romanische Kleinod ist aus Findlingen, Sandstein und Landsberger Porphyr errichtet und gehört zu den ältesten Gotteshäusern unseres Kirchenkreises und zu den wenigen, die seit ihrer Entstehungszeit vollständig und ohne größere Umbauten erhalten geblieben sind. An der Südseite finden sich die Jahreszahlen 1310 und 1345. Es ist anzunehmen, dass die Jahreszahl 1310 auf die erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Cursdorf“ und die Errichtung einer ersten Kirche – vielleicht aus Holz – durch deutsche Kolonisten im Sorbengebiet hinweist. Somit können Ort und Kirche in diesem Jahr auf 700 Jahre zurückblicken. Die Jahreszahl 1354 erinnert vermutlich an die Errichtung des bis heute erhaltenen Steinbaus, der nach einem Brand des Vorgängerbaus notwendig geworden sein könnte.

Eine architektonische Besonderheit stellt der nach Osten weisende Kirchturm dar, aus dem sich eine Apsis wölbt. Unter dem Turm befindet sich der Altarraum mit einem barocken Kanzelaltar aus dem Jahre 1777. Auf der Empore steht eine kleine restaurierte Orgel aus der Werkstatt des Zörbiger Orgelbauers Wilhelm Rühlmann. Im Turm hängt noch die kleine von ursprünglich drei mittelalterlichen Glocken.

Die Kursdorfer Kirche wurde Ende 2001 umfassend restauriert. Heute werden in dieser wundervollen kleinen Wehrkirche zu den hohen Festtagen Gottesdienste gefeiert, aber auch Konzerte und Kunstprojekte veranstaltet. So verwandelte das Thalia Theater Halle zum Festival „Theater der Welt“ im Sommer des Jahres 2008 Kursdorf für ein paar Tage in ein „Diskursdorf“.


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